Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Norbert Winhart, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Von Trauer.de Redaktion, München
30.04.2010 um 11:50 UhrWer so gekämpft hat, der verliert nicht. Er muss sich höchstens geschlagen geben. Norbert Winhart musste sich geschlagen geben - einer heimtückischen Krankheit, der er fast zwei Jahre lang die Stirn geboten hatte. Mit schier grenzenlosem Optimismus auch an den dunkelsten Tagen. Auf Gottes Hilfe vertrauend. Der Glonner wurde nur 44 Jahre alt. Er starb am 28. April.
Winhart liebte seine Heimat. War er verreist, so wurde er spätestens nach einer Woche unruhig. Es kribbelte in ihm. Er wollte nach Hause zu den Menschen, mit denen er sich eins fühlte, mit denen er lachen, mit denen er weinen konnte. "I muas unter d'Leit", pflegte er zu sagen.
Als Teenager übernahm der tiefgläubige Katholik die Glonner Kolpingfamilie und führte sie zu neuer Blüte. Scharenweise schlossen sich junge Menschen dem ehemaligen Gesellenverein an. Später wechselte Norbert Winhart in die Politik, engagierte sich jahrelang an vorderster Stelle in der CSU, war 2. Bürgermeister der Marktgemeinde. Es war die Zeit, die auch große Enttäuschungen für den jungen Mann bereit hielt, der nie Parteisoldat war, sondern stets ein kritisch denkender Geist mit wertkonservativen Wurzeln.
Man konnte sich reiben an ihm und seiner Ehrlichkeit. Keine Frage: Er polarisierte. Die meisten mochten den barocken Typen mit seiner mitunter messerscharfen Rhetorik. Einige mochten ihn nicht - dazwischen gab's nichts. Winhart war ein Mensch, dem es schnell gelang, andere für sich und seine Ideen zu begeistern. "Das ganze Leben ist Marketing", lautete eine der Losungen des Verstorbenen, der Werbeleiter eines großen, mittelständischen Betriebs in der Region war.
Ja, das ganze Leben ist Marketing. Danach lebte Winhart schon, bevor er noch wusste, dass er einmal davon leben würde. In der elften Klasse des Grafinger Gymnasiums bot er seinem Mathematik-Lehrer an, ihm täglich eine frische Breze mit in den Unterricht zu bringen, wenn es dem Pädagogen helfe, Winharts Rechenkünste richtig einzuschätzen und ihm die fürs Abitur so wichtige Mindespunktzahl ins Zeugnis zu schreiben. Der Lehrer tat's, natürlich nicht (nur) wegen des Laugengebäcks.
Vor rund zehn Jahren begann Norbert Winhart nebenberuflich für die Ebersberger Zeitung zu arbeiten. Gewissenhaft, kritisch und fair berichtete er aus mehreren Gemeinden des südlichen Landkreises. Er hatte die Seiten gewechselt. Früher war über ihn geschrieben worden, jetzt schrieb er über andere. Er liebte diese Arbeit. Weil er sich außerdem aufopferungsvoll um seine geliebte Familie kümmerte, hatten seine Tage oft 16 Stunden und mehr.
Für alle, die Norbert Winhart kannten, ist der Verlust schmerzhaft, für seine Frau und seine beiden kleinen Buben ist er unfassbar. Die Redaktion der Ebersberger Zeitung hat einen vorbildlichen Kollegen verloren. Der Autor dieser Zeilen seinen lieben Freund.
Michael Acker