Neueste Einträge (13)
Kondolenz
Ein Rückblick
05.01.2019 um 13:25 Uhr von Martina Thalmayr
Zum Abschied unseres Vaters haben wir folgenden Rücklick verfasst den wir bei der Trauerfeier vorgelesen haben. (...)
Magnus wurde am 29.3.1934 in Heufeld als zweites Kind von Josefine und Martin Müller geboren. Martin Müller war damals Lehrer in Heufeld, die Familie wohnte im Schulhaus. Somit erblickte Papa das Licht der Welt auch in eben diesem, wodurch ihm seine Lehrerkarriere sozusagen schon in die Wiege gelegt wurde. Seine Schwester Hildegard war zu diesem Zeitpunkt 2 Jahre alt.
Die kleine Familie zog dann nach Bad Aibling, zunächst in die Harthauser Straße zur Miete, während mein Opa, Martin Müller für den Bau des Müllerschen Hauses am Weiher 1 sorgte. Ungefähr 1941 konnte die Familie dann dort einziehen. Durch die Nähe zum Militärflugplatz mussten Sie im Krieg oft in den Luftschutzbunkern Zuflucht suchen - eine Bombe fiel auch direkt in den Garten, das Haus wurde aber zum Glück nicht wesentlich beschädigt.
Nach Kriegsende beschlagnahmten die Alliierten das Haus, Magnus und seine Familie fanden Zuflucht bei Tante Maja in der Stadt, die sie aufnahm und wo sie unterm Dachstuhl hausten. Ca. 2 Jahre später konnten Sie ins Müllerhaus zurückkehren - wenn auch mit anderen Familien zusammen.
Magnus zeigte sich in der Schule durchaus begabt, so dass er das Gymnasium in Rosenheim besuchen durfte und mit einem wohl ganz guten Abitur auch beendete.
Schon während seiner Schuljahre kristallisierte sich seine größte Leidenschaft, die ihn sein Leben lang begleiten wird, heraus: der Sport.
Laut Papa war er einer der besten Fußballer, die Aibling je hervorgebracht hatte. Diese Aussage hat er aber im Alter doch mit einem Schmunzeln revidiert. Unbestritten aber die Tatsache, dass er ein talentierter und leidenschaftlicher Fußballer war und sich erfolgreich bei den Aiblinger Fußballern einbrachte. Ohne seine Knieverletzung wäre er vielleicht weit gekommen. Diese stoppte ihn allerdings bereits in jungen Jahren. Eine beim Fußball zugezogen Meniskusverletzung die nach damaligem Standard operativ behandelt werden musste beendete sozusagen seine aufblühende Karriere.
Dem Fußball zu verdanken ist aber eine lebenslange Freundschaft mit Len Oliver, einem jungen Amerikaner, der damals im amerikanischen Camp stationiert war. Diese Freundschaft hielt über den Ozean hinweg - und war für beide sehr bereichernd. Len blieb dem Fußball in Amerika treu und sein Name ist heute sogar in der American hall of fame des Fußballs zu finden.
Papa war aber nicht nur begeisterter Sportler, er war auch sonst durchaus für gesellige Runden zu begeistern. So wurde er einer der ersten – wenn nicht sogar DER erste Faschingsprinz in Bad Aibling nach dem Krieg.
Nach dem Abitur zog Magnus nach München fürs Lehramtsstudium Englisch und Sport. Er teilte sich mit dem Gruber Hansi aus Kiefersfelden ein Zimmer. Da der Gruber Hansi wohl Metzgerssohn war, befand sich unter dem Bett der Freunde immer Leberwurst. Einen Kühlschrank konnten sie sich nicht leisten. Glaubt man Papas Worten hat er sich wohl das ganze Studium lang von „Semmel mit Leberwurst“ ernährt.
Im Sportstudium lernte er verschiedene Sportarten kennen:
Dem Boxen fiel ein Schneidezahn zu Opfer
Schlittschuhlaufen – als Prüfungsfach – erlernte er bei seinen ersten Steh-und Gehversuchen auf den wackeligen Kuven direkt am Prüfungstag.
Das Diplom hat er aber dennoch bekommen.
Und das war auch gut so, denn Papa wurde mit Leib und Seele Lehrer!
Seine Schulkarriere begann in Bobingen im Referendariat
1968 kehrte er nach Aibling an die neu gegründete Wilhelm Leibl Realschule zurück - und das in einem flotten gelben Sportwagen, einem Karmaghia. Für damalige Verhältnisse ein sehr flotter Flitzer. Vielleicht hat dieser ja meine Mutter auch beeindruckt, als sich die beiden 68 auf dem Tennisplatz kennen und ziemlich schnell auch lieben lernten.
1969 heirateten die Beiden.
Papa wollte Mama mit seinem gelben Flitzer zum Standesamt abholen. Dabei hat er – vielleicht auch vor Nervosität – die offene Beifahrertür übersehen– natürlich nicht ohne Folgen. Die Tür wurde fast abgerissen. Und meine Mutter wunderte sich, wo ihr Bräutigam blieb! Irgendwie wurde die Tür provisorisch fixiert und die Hochzeit konnte zum Glück stattfinden. Die kirchliche Trauung fand dann einen Tag später, nämlich am 29.3.1969 statt. Nächstes Jahr, hätten meine Eltern goldene Hochzeit gefeiert.
1970 und dann 72 kamen die Töchter, Martina und Andrea zur Welt und der Karmaghia wurde gegen eine Familienkutsche eingetauscht.
Es folgten viele schöne und harmonische Jahre. Papa wurde in der Realschule zum Konrektor, daneben hatte er dennoch viel Zeit für die Familie und sein neues Sporthobby, dem Tennisspielen - immer unterstützt von Christel, die ihm zuhause den Rücken frei hielt.
Zu zweit wurden sie begeisterte Hobbygärtner - die vielen blühenden Apfelbäume und Beete zeugen davon. Ein blühender Garten, in dem sich fröhlich Kinder, Katzen, Vögel und Bienen tummeln konnten und der immer Anziehungspunkt für die ganze Familie war und ist.
Nicht nur in der Schule sondern auch in anderen Bereichen setzte sich Magnus mit viel Engagement ein, beim TUS Bad Aibling war er viele Jahre lang Spartenleiter der Leichtathletik. Als Kampfrichter und Stadionsprecher ist er sicherlich noch vielen in Erinnerung. Seine Stimme war oft noch hunderte von Metern weit zu hören. Als das Jahnstadion für eine ganze Weile nicht zum Lauftraining zur Verfügung stand gründete er den Lauftreff - eine Läufergruppe, die er erst aufgab, als das Knie nicht mehr mitspielte, die aber bis heute besteht. Dem TuS blieb er immer treu – und war auch im schon sehr rüstigen Seniorenalter noch lange mit der Fahnenabordnung unterwegs.
Mein Papa war niemand der starr an Traditionen festhielt – aber dennoch lebte er Traditionen und schuf auch seine eigenen.
So z.B. seine Skatrunde. Ursprünglich eine Besetzung aus 4 Lehrerkollegen die sich über die Jahrzehnte immer mal wieder wandelte, die aber bis heute besteht – weit über 40 Jahre lang!
Oder der sonntäglich Stammtisch – früher im Kurhaus – heute im Lindners. Den hat er nur in den seltenen Krankheitsfällen oder im Urlaub verpasst.
Auch die Tradition unseres jährlichen Familienurlaubs in Bibione gründen auf den ersten Familienurlauben, die wir gemeinsam mit Familien aus dem Lehrerkollegium an dem damals fast unbebautem Adriaabschnitt gemacht hatten. Diese Woche im Jahr, die vom Urenkel bis zum Uropa alle miteinander verbringen war für ihn immer ein Höhepunkt im Jahr.
Als die Schuldirektorin Fr. Direder in Pension ging, hatte sie ihn gebeten, sich doch als Rektor zu bewerben. Nach einiger Überlegung und in Absprache mit meiner Mutter hat Magnus aber abgelehnt. Der Kontakt zu seinen Schülern und auch seine Familie und der Sport waren ihm wichtiger als eine vermeintliche Karriere mit viel Verwaltung.
Als Lehrer war mein Vater immer bedingungslos für seine Schüler da. Ob im Unterricht, im Skilager oder auf dem Fußballplatz. Wenn man in der Realschule als Schüler zu irgendeinem Zweck einen Lehrer hinzuziehen musste war mein Vater die erste Anlaufstelle. Er war durchaus konsequent in seinen Anforderungen, aber in jeder Situation hat er aus Sicht des Schüler argumentiert und immer versucht für vermeintliches Fehlverhalten eine Erklärung zu finden.
Irgendwann in seinen 60er Jahren ist es ihm dann zunehmend schwerer gefallen diese Toleranz den Jugendlichen und ihren 'Marotten' entgegenzubringen. Und so war für ihn die Pesionierung dann mit 63 ein Segen.
Im Juli 1996 war dann sein letzter Schultag, ab jetzt war er Pensionär. Inzwischen waren auch schon 2 Enkel da, Ronja und Lukas. Und so wurde Magnus vom Vollblutlehrer zum Vollblutopa. Inzwischen sind es 4 Enkel, Ben und Timo sind noch dazu gekommen und Emil, der erste Urenkel. Er hatte immer Zeit und ein offenes Ohr für sie und hat Ihnen viel von seinem Wissen weitergegeben – und bis zum Ende waren seine Enkel und Urenkel das Höchste für ihn.
Im Rentenalter hatte Magnus jetzt erst recht Zeit für den Sport, täglich Tennis und als das nicht mehr ging stieg er aufs Radfahren und Boulen um. Auch am Skat und Stammtisch hat er solange festgehalten, wie es die Gesundheit zuließ. 2014 begann leider seine Herzschwäche, er bekam einen Herzschrittmacher. Letztlich nahmen die Herzprobleme dieses Jahr dramatisch zu und deshalb stehen wir heute hier.
Magnus hat uns alle geprägt. Eines seiner Lebensmottos war: „Jeder is wia er is“. Übersetzt: jeder darf nach seiner Räson leben und soll so akzeptiert werden. Er war ein überaus toleranter Mensch und hat in jeder Situation und in jedem Menschen erst einmal das Gute gesehen. Seine Lebenseinstellung war unglaublich positiv, sein Lachen laut und ansteckend.
Was mir immer imponiert hat war, dass er jederzeit bereit war, seine Meinung zu hinterfragen und gegebenenfalls auch zu ändern. Von Altersstarrsinn keine Spur. Er hat immer gesagt: „man lernt nie aus“ und auch so gelebt. Als die Computerära begann hat er sich sofort einen PC besorgt und sich alles selbst beigebracht. Er ließ sich auch von diversen Computerviren nicht stoppen. Auch ein Facebook account musste ausprobiert werden, um festzustellen, dass ihm diese Art Medium nicht zusagt.
Er hat sich immer den Gegebenheiten, die er nicht ändern konnte angepasst. Das Knie tolerierte den Tennissport nicht mehr? Dann wurde eben der Sport gewechselt nach dem Motto: Alles hat seine Zeit.
Der Ehrgeiz seiner jungen Jahre schwand mit der Zeit, man musste nicht mehr der Beste sein, aber man sollte immer sein Bestes gegeben haben und nie die Flinte zu früh ins Korn werfen. Das war der Anspruch, den er auch an sich selber stellte.
Er wird in vielen Dingen unser Vorbild bleiben.
Wir werden ihn furchtbar vermissen und sind unendlich dankbar für die Zeit, die wir zusammen verbringen durften. Wir konnten in den letzten Monaten als Familie zusammenstehen, in guten wie in schlechten Zeiten und ihn auf seiner letzten Reise begleiten.
Mit meinem Vater geht ein immer lernender und wahrhafter Lehrmeister.

Gedenkkerze
Heinrich Bauer
Merci für die gemeinsame Zeit, die ich mit dir als Klassensprecher verbringen durfte. Du warst immer fair, freundlich und tolerant zu uns Schülern, wir vermissen dich. Gute Reise, Heinrich

Gedenkkerze
Petra H.
Er war genau DER Englischlehrer, den man sich gewünscht hat... auch wenns schon lange her ist, bleibt er unvergessen! R.I.P.

Gedenkkerze
Martina
Unendlich traurig und unendlich dankbar muss ich Abschied nehmen. Die vielen Erinnerungen, all das was du mich gelehrt und mir vorgelebt hast wird mich immer begleiten. Danke für alles.