Über den Trauerfall (8)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Ernst-Georg Schwill, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Ernst-Georg Schwill
14.04.2020 um 10:08 Uhr von RedaktionErnst-Georg Schwill (* 30. März 1939 in Berlin; † 9. April 2020 ebenda) war ein deutscher Schauspieler.
Leben
14.04.2020 um 10:07 Uhr von RedaktionSchwill wuchs mit seinen vier Geschwistern bei seiner Mutter und später als Waisenkind zunächst bei seiner Tante auf. Anschließend lebte er in einem Heim für Schwererziehbare und im Kinderheim in der Königsheide in Berlin. Hier wurde er als 14-Jähriger von Filmregisseur Gerhard Klein für den DEFA-Kriminalstreifen Alarm im Zirkus (1954) entdeckt. Seinen Berufswunsch als Autoschlosser gab Schwill zugunsten einer Laufbahn beim Film auf. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung als Filmfotograf, um Kameramann werden zu können, studierte dann von 1957 bis 1960 Schauspiel an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Babelsberg.
Während seiner Ausbildung und seines Studiums erfolgte eine umfangreiche Filmarbeit für die DEFA, deren Schauspielensemble er kurzzeitig angehörte. Zu seinen bekanntesten Filmrollen gehörten der Jugendliche „Kohle“ in Berlin – Ecke Schönhauser…, der Rainer Meister in Heiner Carows im Jahr 1958 gedrehten antifaschistischen Film Sie nannten ihn Amigo sowie seine Verkörperung des Willi Seifert in Frank Beyers Fünf Patronenhülsen aus dem Jahr 1960. 1962 agierte er als Bär verkleidet in dem DEFA-Märchenfilm Rotkäppchen nach einer Vorlage der Brüder Grimm und Jewgeni Lwowitsch Schwarz.
Neben seiner künstlerischen Arbeit engagierte sich Schwill auch politisch. Anfang der 1960er Jahre wurde er Kandidat im FDJ-Zentralrat. Vom 27. Oktober 1964 bis zum 22. Mai 1973 war Schwill als IM „Jacob“ für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR tätig. Von 1983 bis 1989 war er als IM „Maxe“ erneut für das MfS tätig.
Schwill war kurzzeitig Mitglied des Erich-Weinert-Ensembles (EWE) der Nationalen Volksarmee in Berlin-Biesdorf.
Nach einem zweijährigen Theaterengagement am Berliner Ensemble und am Deutschen Theater arbeitete Schwill zunächst freischaffend, ehe er 1970 wieder als fester Schauspieler beim Deutschen Fernsehfunk der DDR unter Vertrag genommen wurde. In den späten 1960er, den 1970er und den 1980er Jahren spielte er vorwiegend in Nebenrollen in Fernsehfilmen, -serien und -spielen mit, beispielsweise in Inszenierungen des Fernsehtheaters Moritzburg wie Zwischen den Fronten (1968) von Otto Gotsche, Die Vielredner und Das Wundertheater (1972) von Miguel de Cervantes, Wenn der Rosenkavalier kommt… (1974) von Helmut Grosz, Ein Berg Abwasch (1975) von Paul Herbert Freyer, Ein total verrückter Einfall (1981) von Carl Laufs, La Mandragola (1984) von Niccolo Machiavelli und der Folge Der Hundezwinger (1989) von Ursula Damm-Wendler aus der Gerichtsserie Von Fall zu Fall ab 1989.
Auch nach der Wende 1989 erhielt Ernst-Georg Schwill Rollen in Fernsehserien wie Für alle Fälle Stefanie, Mama ist unmöglich, der Kinderserie Die Gespenster von Flatterfels in der er den Gauner Paul spielt, vor allem aber in der Fernsehreihe Polizeiruf 110, in der er von 1972 bis 1997 in elf Folgen mitwirkte, und im Tatort aus Berlin, wo er von 1999 bis 2013 den Assistenten Lutz Weber darstellte. Zuletzt (2018) war er in einer Nebenrolle in der zweiten Folge der ARD-Kriminalfilmreihe Der Prag-Krimi zu sehen.
Im Jahr 2008 erschienen seine Lebenserinnerungen unter dem Titel Is doch keene Frage nich. 2012 wurde unter dem Titel Icke, meine und andere Tatorte. Geschichten. im Verlag am Park ein weiteres Buch mit persönlichen Geschichten von ihm veröffentlicht.
Am 9. April 2020 starb Schwill an einem Herzinfarkt im Alter von 81 Jahren in Berlin.
Filmografie (Auswahl)
14.04.2020 um 10:05 Uhr von Redaktion1954: Alarm im Zirkus
1956: Eine Berliner Romanze
1957: Berlin – Ecke Schönhauser…
1959: SAS 181 antwortet nicht
1959: Sie nannten ihn Amigo
1959: Maibowle
1960: Fünf Patronenhülsen
1960: Einer von uns
1960: Silvesterpunsch
1961: Das Rabauken-Kabarett
1961: Das Kleid
1962: Rotkäppchen
1962: Die aus der 12b
1964: Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen
1965: Berlin um die Ecke
1966: Die Reise nach Sundevit
1966: Der Staatsanwalt hat das Wort: Der Rosenkavalier (Fernsehreihe)
1966: Flucht ins Schweigen
1966: Der Staatsanwalt hat das Wort: Am Mozartplatz
1967: Der Staatsanwalt hat das Wort: Meine Schwester
1967: Geschichten jener Nacht (Episode 4)
1967: Hochzeitsnacht im Regen
1967: Ein Lord am Alexanderplatz
1968: Schüsse unterm Galgen
1968: Abschied
1968: Wege übers Land (TV-Mehrteiler)
1968: Er kam mit dem Herbstwind (Fernsehtheater Moritzburg)
1969: Der Weihnachtsmann heißt Willi
1969: Nebelnacht
1970: Meine Stunde Null
1970: Hart am Wind
1970: Zollfahndung – Boje 25 (TV-Serie)
1971: Optimistische Tragödie (TV)
1972: Trotz alledem!
1972: Polizeiruf 110: Blutgruppe AB (Fernsehreihe)
1973: Der Staatsanwalt hat das Wort: Nachteinkäufe
1973: Rotfuchs (Fernsehfilm)
1973: Zement (Fernsehfilm, zwei Teile)
1973: Nacht der Geheimnisse (Fernsehtheater Moritzburg)
1974: Die eigene Haut (Fernsehfilm)
1974: Der Leutnant vom Schwanenkietz (TV-Dreiteiler)
1974: Polizeiruf 110: Das Inserat
1975: Polizeiruf 110: Zwischen den Gleisen
1975: Die schwarze Mühle (TV)
1975: Fahrradtour (Fernsehtheater Moritzburg)
1976: Spielereien (Fernsehtheater Moritzburg)
1976: Spätpodium: Blauer Dunst (Fernsehtheater Moritzburg)
1976: Unglück im Spiel (Fernsehtheater Moritzburg)
1977: Wer reißt denn gleich vor’m Teufel aus
1977: Der kleine Zauberer und die große Fünf
1978: Scharnhorst (Fernsehmehrteiler)
1979: Einfach Blumen aufs Dach
1979: Pinselheinrich (Fernsehfilm)
1980: Archiv des Todes (TV)
1980: Polizeiruf 110: Zeugen gesucht
1980: Max und siebeneinhalb Jungen
1981: Asta, mein Engelchen
1981: Die Stunde der Töchter
1982: Guten Tag, Herr Monteur, mein Mann ist auf Montage (Fernsehtheater Moritzburg)
1982: Der blaue Oskar (Fernsehtheater Moritzburg)
1983: Die Schüsse der Arche Noah
1983: Fariaho
1984: Der Lude
1984: Das Puppenheim in Pinnow (Fernsehfilm)
1984: Polizeiruf 110: Schwere Jahre (1. Teil)
1985: Weiße Wolke Carolin
1986: Der Hut des Brigadiers
1987: Kiezgeschichten
1987: Hasenherz
1987: Polizeiruf 110: Der Tote zahlt
1987: Unser schönster Urlaub (Fernsehtheater Moritzburg)
1988: Polizeiruf 110: Der Kreuzworträtselfall
1988: Rapunzel oder der Zauber der Tränen
1988: Märkische Chronik (TV-Serie)
1989: Zwei schräge Vögel (Regie: Erwin Stranka)
1989: Johanna (TV-Serie)
1990: Polizeiruf 110: Falscher Jasmin
1990: Polizeiruf 110: Allianz für Knete
1991: Feuerwache 09 (TV-Serie)
1992: Banale Tage
1992–1996: Die Gespenster von Flatterfels
1993: Anna annA
1995: Polizeiruf 110: Alte Freunde
1995: Die Bratpfannenstory
1996: Polizeiruf 110: Kurzer Traum
1996: Der Millionär (Fernsehspiel)
1997: Polizeiruf 110: Der Tausch
1997: Die Wache – Brauner Schatten (TV-Serie)
1999: Klemperer – Ein Leben in Deutschland
1999: Tatort: Dagoberts Enkel
2000: Tatort: Von Bullen und Bären
2000: Deutschlandspiel
2001: Tatort: Berliner Bärchen
2001: Tatort: Tot bist Du!
2001: Tatort: Der lange Arm des Zufalls
2002: Tatort: Zahltag
2002: Tatort: Filmriss
2002: Tatort: Zartbitterschokolade
2002: Wie erziehe ich meine Eltern ?
2003: Good Bye, Lenin!
2003: Tatort: Rotkäppchen
2003: Tatort: Die Liebe und ihr Preis
2003: Tatort: Rosenholz
2003: Tatort: Dschungelbrüder
2003: Tage des Sturms
2003: Alles Samba
2004: Tatort: Eine ehrliche Haut
2004: Tatort: Der vierte Mann
2004: Ein Fall für zwei – Gigolo
2004: Ein Engel namens Hans-Dieter
2004: Löwenzahn – Peter jagt den Dieb
2005: Die Nachrichten
2005: Tatort: Leiden wie ein Tier
2005: Tatort: Todesbrücke
2006: Tatort: Kunstfehler
2006: Tatort: Liebe macht blind
2006: Schloss Einstein (Folgen 411 bis 413)
2006: Niemand liebt Dich so wie ich (Kurzfilm)
2006: Ein starkes Team: Dunkle Schatten (TV-Serie)
2007: Wie angelt man sich seine Chefin?
2007: Tatort: Dornröschens Rache
2007: Tatort: Schleichendes Gift
2007: Löwenzahn – Lebenswandel – Zeitreise in Bärstadt
2008: Tatort: Tod einer Heuschrecke
2008: Tatort: Blinder Glaube
2008: Donna Leon – Blutige Steine (TV-Reihe)
2008: In aller Freundschaft – Noch nicht zu spät (TV-Serie)
2008: Notruf Hafenkante – Überraschende Begegnung
2008: Küss mich, wenn es Liebe ist
2009: SOKO Leipzig – Aysha
2009: Liebling, weck die Hühner auf
2009: Tatort: Schweinegeld
2009: Tatort: Oben und unten
2010: Tatort: Hitchcock und Frau Wernicke
2010: Tatort: Die Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen
2010: 380.000 Volt – Der große Stromausfall (TV)
2010: Das Geheimnis in Siebenbürgen
2011: Es ist nicht vorbei
2011: Fragmente
2011: Tatort: Edel sei der Mensch und gesund
2011: Tatort: Mauerpark
2012: Tatort: Alles hat seinen Preis
2012: Tatort: Dinge, die noch zu tun sind
2012: Sushi in Suhl
2012: Der Turm (TV-Zweiteiler)
2012: Blonder als die Polizei erlaubt
2012: Götter wie wir – Die Wetterkrise (TV-Serie)
2012: SOKO Leipzig – Die Verurteilten
2013: Sieben Tage ohne
2013: Tatort: Machtlos
2013: Tatort: Gegen den Kopf
2014: Die Dienstagsfrauen – Sieben Tage ohne
2015: SOKO Wismar – Goldener Herbst
2015: Die Krone von Arkus
2016: Das letzte Abteil
2016: Böse Wetter – Das Geheimnis der Vergangenheit
2016: SOKO Leipzig – Horrorhaus
2017: Löwenzahn – Wisent – Urtiere in Gefahr
2017: Die Anfängerin
2018: Der Prag-Krimi – Der kalte Tod
Hörspiele
14.04.2020 um 10:04 Uhr von Redaktion1968: Rolf Gumlich: Verliebt über anderthalb Ohren – Regie: Horst Gosse (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
1969: Karl-Heinrich Bonn/Maria Bonn: Die Reise nach K. – Regie: Wolfgang Brunecker (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1974: Wolf D. Brennecke: Abriss eines Hauses – Regie: Fritz-Ernst Fechner (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1989: Peter Brasch: Santerre (Thuriot) – Regie: Joachim Staritz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
2010: Beate Dölling: Der Hundekönig von Kreuzberg – Regie: Klaus-Michael Klingsporn (Kinderhörspiel – DKultur)
Literatur
14.04.2020 um 10:03 Uhr von RedaktionFrank-Burkhard Habel, Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-304-7.
Ernst-Georg Schwill: Is doch keene Frage nich – Erinnerungen eines Schauspielers. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01952-3.
Ingrid Kirschey-Feix: Schwill, Ernst Georg. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2, Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Ernst-Georg Schwill: Icke, meine und andere Tatorte. Geschichten. Verlag am Park in der Edition Ost, Berlin 2012, ISBN 978-3-89793-275-3.
Günter Helmes, Steffi Schültzke (Hrsg.): Das Fernsehtheater Moritzburg. Institution und Spielplan. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2003. ISBN 3-936522-99-5.
Claudia Kusebauch (Hrsg.): Fernsehtheater Moritzburg II. Programmgeschichte. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2005. ISBN 3-86583-015-3.
Claudia Kusebauch (unter Mitarbeit von Michael Grisko): Das Fernsehtheater Moritzburg – Programmchronologie. Ebd., S. 15–208.